Umgang mit den Risiken im Wald

 

Im Wald gibt es, neben seinen vielen Vorzügen, auch Gefahrenquellen. Diese zu kennen und richtig mit ihnen umzugehen, ist unumgänglich für einen Aufenthalt im Wald. Die Pädagogen kennen sich mit diesen Gefahren sehr gut aus und können sie durch bewusstes Verhalten minimieren.

 

Zecken

Zecken gehören zu den Milben und werden zwei bis drei Millimeter groß. Hierzulande ist die Schildzeckenart Ixodes ricinus, auch Gemeiner Holzblock genannt, am meisten verbreitet. Sie halten sich bevorzugt an Gebieten mit dichtem Pflanzenbewuchs und hoher Luftfeuchtigkeit auf, wie z.B. Waldrändern, Wiesen, Lichtungen und im Unterholz bestimmter Mischwälder auf. Sie können sich dabei in einer Höhe bis zu eineinhalb Metern befinden. Sie ernährt sich zum Großteil vom Blut von Füchsen, Rehen, Nagern, aber auch von Menschen. Am häufigsten sind sie im Frühling (Mai und Juni) und im Spätherbst (September und Oktober) vertreten. Vorbeugen kann man einem Zeckenbiss durch richtige Bekleidung. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Kinder auch im Sommer lange dünne Hosen, eine Kopfbedeckung und feste Schuhe tragen. Hilfreich ist auch helle Kleidung, auf der man die Zecken schneller sehen kann. Die Eltern sollten ihre Kinder dann nach einem Kindergartentag nach Zecken absuchen und falls sie fündig werden, die Zecke sofort mit einer speziellen Zeckenzange oder Pinzette entfernen. Im Waldkindergarten haben die Erzieher in der Regel das Einverständnis der Eltern Zecken zu entfernen. Außerdem wird den Kindern gezeigt, wo sich die Zecken am Liebsten aufhalten, um sie an einen aufmerksamen Umgang heran zu führen und so die Möglichkeit eines Zeckenbisses herab zu setzten. Es ist allerdings nicht jede Zecke infiziert und durch eine schnelle Entfernung kann man sich auch gegen manche Erkrankungen schützen. Am häufigsten sind die Übertragung von FSME ( Frühsommer-Minengo-Enzipalis) und Borreliose. Die Ansteckung mit Borreliose erfolgt circa zehn bis 20 Stunden nach dem Biss durch das Ausstoßen von Magenbakterien des Tieres. Doch wenn man die Zecke rechtzeitig entfernt, ohne sie zu quetschen und dabei den Mageninhalt auszupressen, kann eine Infizierung wirksam verhindert werden. Durch eine kreisförmige Rötung um die Einstichstelle herum würde man so eine Infizierung feststellen. Behandeln lässt sich die Erkrankung neben naturheilkundlichen Mitteln mit Antibiotika. Eine Impfung gibt es nicht. Bei FSME, also Frühsommer-Minengo-Enzephalitis, handelt es sich um eine, durch einen Virus ausgelöste, Erkrankung des zentralen Nervensystems. Erste Symptome nach 3-14 Tagen sind Grippe ähnlich, wie beispielsweise Kopf- und Gliederschmerzen oder Fieber bzw. Magen-Darmbeschwerden. Nach 1-20 Tagen folgt die zweite Erkrankungsphase mit hohem Fieber und Hirnhaut oder Hirnentzündung. Die Krankheit wird, anders als bei Borreliose, schneller übertragen. Doch auch hier hilft es, die Zecke schnell zu entfernen, wie es in Versuchen mit Nagern gezeigt wurde. Gegen FSME gibt es auch eine Impfung, die vom Robert-Koch-Institut als Vorbeugung empfohlen wird.

 

Insekten

Dadurch dass die Kinder viel Zeit in der freien Natur verbringen ist ihr Risiko von Insekten wie z.B. Hornissen, Wespen, Bienen oder Bremsen gestochen zu werden erhöht. Wenn ein Kind allergisch reagiert, ist es unabdingbar sein Gegenmittel immer zur Hand zu haben. Aber auch bei anderen Kindern ist es wichtig die Stichstelle zu beobachten und darauf zu achten bei auftretender Atemnot und Kreislaufproblemen eine ärztliche Versorgung in Anspruch zu nehmen. Vorbeugen kann man, in dem darauf geachtet wird, dass kein Insektennest in der Nähe des Frühstücksplatzes ist. Außer Ruhe zu bewahren und nicht nach den Insekten zu schlagen, lernen die Kinder des Weiteren darauf zu achten, dass keine Wespe oder ähnliches auf ihrem Frühstück oder ihrer Flasche sitzt, wenn sie davon abbeißen oder daraus trinken. Außerdem wird im Kreis gefrühstückt, so dass man auch andere auf mögliche Insekten hinweisen kann. Im Frühling und Sommer werden natürlich deshalb auf süße Getränke und Brotzeiten, die Insekten anziehen, verzichtet.

 

Tollwut

Die Wahrscheinlichkeit sich in Deutschland mit Tollwut zu infizieren, ist ziemlich niedrig. Da die Erkrankung jedoch vereinzelt immer noch auftritt, sollten Erzieher im Ernstfall richtig reagieren. Übertragen werden kann die Infektion durch einen Biss oder wenn Speichel eines erkrankten Tieres in eine Wunde gerät. Erkennen lässt sich diese Erkrankung durch auffällig zutrauliches Verhalten von Wildtieren, die dann natürlich gemieden werden sollten. Aber auch Hunde und Katzen, die im Wald herum streunen, sollten aus diesen Gründen nicht berührt werden. Auch Kadaver sollten wegen Ansteckungsgefahr niemals angefasst werden. Wenn es im Waldkindergarten erlaubt ist, eigene Haustiere mitzubringen, so sollten diese geimpft sein. Die Inkubationszeit dieser Erkrankung beträgt zwischen drei Wochen und drei Monaten. Durch eine aktive oder passive Immunisierung besteht die Möglichkeit den Ausbruch der Tollwuterkrankung aufzuhalten, denn wenn sie einmal ausgebrochen ist, endet sie meistens tödlich. Bei Verdacht auf Tollwut besteht Meldepflicht.

 

Sturm und Gewitter

Eine weitere Gefahr im Wald stellen Stürme und Gewitter dar. Deshalb ist es von großer Wichtigkeit, dass sich die Erzieher jeden Tag über das Wetter informieren. Wenn Unwetter und Windbruch gemeldet ist, so darf der Wald mit den Kindern nicht betreten werden. Wenn die Möglichkeit eines raschen Wetterumschwungs gegeben ist, so muss ein Weg gewählt werden, der es der Gruppe ermöglicht, schnell wieder beim Bauwagen oder einer Schutzhütte zu sein. Die Erzieher sollten dabei ein Auge auf unter Spannung stehende Bäume haben und die Kinder nicht in deren Nähe spielen lassen. Eine Gefahr können auch herab fallende morsche Äste darstellen, deshalb sollte auch darauf geachtet werden. Junge Baumbestände oder Lichtungen sind deshalb zu bevorzugen. Eng stehende Bäume mit dichtem Blattwerk oder Nadelbäume bieten bei Niederschlag guten Schutz.

Im Waldkindergarten haben die Pädagogen spezielle Wege, die sie je nach Wetter beschreiten. Bei Sturmwarnungen gibt es die Möglichkeit auf eine Schutzunterkunft in der Nähe auszuweichen oder mit dem Bus einen Ausflug in die Stadt zu unternehmen.

 

Vergiftung

Kinder dürfen im Wald keine Beeren, Pilze und Pflanzen essen, da die Gefahr einer Vergiftung zu groß ist. Durch klare Regeln kann man dieser Gefahr jedoch vorbeugen. Die Erzieher haben genaue Kenntnisse über giftige Pflanzen und Tiere im genutzten Waldgebiet und handeln entsprechend.

 

Der Fuchsbandwurm

Der kleine Fuchsbandwurm ist ein etwa vier Millimeter großer Parasit, der im Darm von Fuchs, Katze oder Hund auftreten kann. Durch das Ausscheiden von Kot der Endwirte werden reife Bandwurmeier freigesetzt, die sich dann an Pflanzen festsetzen können. Früher und teilweise auch noch heute, wird deshalb vor dem Verzehr von Beeren, Fallobst oder Pilzen gewarnt mit der Begründung, dass man sich so anstecken könne. Jedoch haben neuere Forschungen belegt, dass dies nicht der Fall ist. Es wurde gezeigt, dass Hunde und Katzen Hauptinfektionsquelle für diese Erkrankung darstellen. Laut Peter Kern, Infektionsmediziner am Uniklinikum Ulm gebe es keinerlei Beleg dafür, dass sich Menschen beim Verzehren von Waldbeeren mit dem mit dem Fuchsbandwurm infizieren können. Die Gefahr sich damit im Waldkindergarten anzustecken, ist somit nicht vorhanden.